Mit einem humorvollen Einstieg und einem Seitenhieb auf moderne Technologien eröffnete Sebastian Klunker, Vorsitzender der AWV-Fraktion, seine Haushaltsrede 2026 im Gemeinderat Crailsheim.
„Mein erster Entwurf hat 37 Sekunden gedauert – mit künstlicher Intelligenz“, scherzte Klunker. Obwohl KI schnell sei, fehle ihr „an Emotionen und Vorerfahrungen“. Ähnlich zeige sich der Crailsheimer Haushaltsplan eher als „Zusammenfassung der vergangenen Jahre“.
1. Kritik an fehlender Transparenz im Haushaltssystem
Ein zentraler Punkt der Rede war die mangelnde Nachvollziehbarkeit des Haushalts.
Klunker bemängelte, dass die verwendete Software – SAP in Verbindung mit der kommunalen IT-Dienstleisterin komm.one – eine detaillierte Aufschlüsselung nicht erlaube.
„Ein Zurückrechnen bis zur kleinsten Position ist leider nicht möglich.“
Laut Klunker gehe dadurch wertvolle Transparenz verloren – ein Problem, das viele Kommunen betrifft.
2. Bildung als Schlüsselthema für die Zukunft Crailsheims
Die AWV-Fraktion setzte in der Haushaltsrede einen deutlichen Schwerpunkt auf die Bildungspolitik. Der Neubau der Realschule Flügelau sei mit 44 Millionen Euro eine „gut investierte Summe“ und schaffe einen modernen Lern- und Lebensort.
Sorgen bereiten jedoch:
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der Mangel an pädagogischem Personal
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die Schließung von drei Kindergartengruppen
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organisatorische Herausforderungen in der Ganztagsbetreuung
„Hinter jedem Kind, das nicht betreut werden kann, steht eine Familie, die darunter leidet.“
Besonders kritisierte Klunker die fehlende finanzielle Unterstützung des Bundes beim Ausbau der Ganztagsbetreuung – ein Verstoß gegen das Konnexitätsprinzip.
3. Integration und Ehrenamt: Lob und klare Worte
In der Integrationsarbeit fühlten sich Kommunen oft allein gelassen.
„Wir übernehmen Verantwortung, die wir nicht zu verantworten haben“, so Klunker.
Gleichzeitig würdigte er ausdrücklich:
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das starke ehrenamtliche Engagement
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die von der Stadt entwickelten Strukturen zur Unterstützung von Geflüchteten und Zugewanderten
4. Bedeutung freiwilliger Leistungen für Lebensqualität in Crailsheim
Kultur, Bildung und soziale Angebote prägen die Attraktivität einer Stadt – diese Haltung unterstrich Klunker deutlich:
„Das Gegenteil von sozial ist asozial.“
Zu den genannten städtischen Angeboten, die Lebensqualität schaffen, zählen:
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Volkshochschule (vhs)
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Kulturwochenende
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Crailsheimer Volksfest
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Museen
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städtische Bäder
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innovative Projekte wie Pop-up-Stores und das „Innovation Lab“
Diese freiwilligen Leistungen seien laut AWV-Fraktion ein „elementarer Beitrag zur Lebensqualität und Attraktivität Crailsheims“.
5. Realistische Investitionen und Abbau der „Bugwelle“
Klunker lobte die Verwaltung für die Entscheidung, Investitionen auf ein realistisches Maß zu reduzieren und die sogenannte „Bugwelle“ – also nicht realisierte Projekte vergangener Jahre – abzubauen.
„Diese Entscheidung schmerzt zwar, sorgt aber für Haushaltswahrheit und -klarheit.“
6. Forderung nach einer klaren Prioritätenliste für Crailsheim
Um künftige Projekte zuverlässig umzusetzen, forderte Klunker:
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eine verbindliche Prioritätenliste
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klare Unterscheidung zwischen Wünschenswertem, Notwendigem und Machbarem
Für 2027 plant die AWV-Fraktion einen Antrag auf eine gemeinsame Klausurtagung von Gemeinderat und Verwaltung, um Projektprioritäten strukturiert festzulegen.
7. Interessante Haushaltspositionen – klare Meinung der AWV
Klunker setzte sich kritisch mit verschiedenen Posten auseinander, etwa:
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eine Tischkreissäge für 2.500 Euro in einer Sporthalle
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zwei Ampelanlagen in Roßfeld im Wert von rund einer Million Euro
„Dafür bekämen wir ja fast einen halben Kreisverkehr“, so Klunker ironisch.
Trotz wachsender Schulden von etwa 112 Millionen Euro warnte er jedoch vor Panik, da viele Maßnahmen erfahrungsgemäß nicht vollständig umgesetzt würden. Ehrliche Planung und Priorisierung seien entscheidend.
8. Dank an Verwaltung und konstruktive Zusammenarbeit
Am Ende seiner Rede betonte Klunker die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung.
„Auch wenn es unterschiedliche Auffassungen gibt – die Zusammenarbeit ist wirklich herausragend.“
Besonderes Lob erhielt Rainer Zimmermann, der neue Leiter des Ressorts Finanzen, sowie sein gesamtes Team.
251105_AWV-Haushaltsrede zum Haushaltsplanentwurf 2026_Final.pdf